2006/07/19

Hilfsmittel: Mediale Historiographien


Das Verhältnis von Geschichte und Medien wurde in den letzten Jahrzehnten aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Denn einerseits hat die aktuelle Berichterstattung immer wieder Debatten ausgelöst, die um die mediale Inszenierung historischer Ereignisse kreisen. Andererseits hat sich in neueren Theorien der Medien wie der Geschichtsschreibung die Frage gestellt, wie unterschied¬liche Medien die Kodierung historischer Situationen und Prozesse bestimmen. Das Graduiertenkolleg Mediale Historiographien nimmt Diskussionen dieser Art zum Anlass und verfolgt eine Problemstellung, in der sich die Frage nach einer ‚Geschichte der Medien‘ mit der Frage nach den ‚Medien der Geschichtsschreibung‘ verschränkt. Die Verschränkung von Medien und Geschichte lässt sich dabei – im Zeitraum von 1800 bis zur Gegenwart – auf unterschiedlichen Ebenen thematisieren. Während man in den Massen¬medien Selektionsbedingungen für die Relevanz von Ereignissen erkennen kann, liefern unter¬schiedliche Darstellungsmedien (Text- und Bildmedien, analoge und digitale Medien) je verschie¬dene Repräsentationsweisen von historischen Zusammenhängen, Brüchen und Umwälzungen. Und während Kommunikationsmedien (von der Telegraphie bis zum Internet) eine eigene Quali¬tät historischer Daten produzieren, wird die Geschichtsschreibung selbst auf jene medialen Infra¬strukturen verwiesen, die mit Archiven und Bibliotheken, Sammlungen und Museen bestimmte Speichertechniken zur Verfügung stellen. Mit diesen Fragen geht es nicht nur darum, die Rolle von Medien bei der Formation historischen Wissens zu verfolgen. Es werden vielmehr Aufschlüsse über die Wirksamkeit von Medien in verschiedenen Kulturen erwartet, die nicht zuletzt in die Frage nach der Möglichkeit von Mediengeschichte selbst münden: in die Frage nämlich, wie Me¬dien und Medientechniken ihre je eigene Geschichtsschreibung bestimmen.
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